Dolmetschen

Ein Asylverfahren bedeutet für viele Antragsteller_innen Stress und Angst, dazu kommt Unsicherheit aufgrund der Sprachbarriere.

Sie sind auf Dolmetscher_innen und Übersetzer_innen angewiesen und müssen ihnen vertrauen. Insbesondere für LGBTIQ Geflüchtete, dessen fluchtauslösendes Moment mit ihrer Identität zu tun hat, ist das Vertrauen in der Qualität der Dolmetschung wesentlich, damit sie sich auch trauen, ihren Fluchtgrund – sexuelle Orientierung bzw. sexuelle Identität – zu nennen. Dolmetscher_innen tragen eine große Verantwortung in der Kommunikation zwischen Gesprächspartner_innen, die keine gemeinsame Sprache beherrschen. Sie dürfen ihre Machtposition nicht missbrauchen und dafür müssen sie folgende Ethikprinzipien respektieren:

    Vertraulichkeit
    Unparteilichkeit
    Genauigkeit und Vollständigkeit
    Professionalität
    Respektvoller Umgang

Dennoch werden in Österreich ungeschulte Laiendolmetscher_innen eingesetzt, von denen keinerlei Diplome oder Akkreditierungstests verlangt wird. Sie sind mit Herausforderungen und Hindernissen konfrontiert, die sich schwerwiegend auf den Ausgang eines Asylverfahrens auswirken. Neben den Schwierigkeiten, die aufgrund der fehlenden Ausbildung auftreten, sind manche Dolmetscher_innen homophob und schüchtern die LGBTIQ Asylwerber_innen ein. Manche Dolmetscher_innen sind per se nicht homophob, aber ignorieren was es heißt, einer sexuellen Minderheit anzugehören.

Unter diesen Umständen kann keine Rede von einem fairen Asylverfahren sein, obwohl dieses in der EU-Grundrechtecharta – die Österreich ratifiziert hat – zugesagt ist.

Schlechtes Dolmetschen trägt somit maßgeblich dazu bei, dass LGBTIQ Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ihren Asylstatus nicht erhalten und sich fortlaufend in lebensgefährlichen Situationen befinden.
Queer Base setzt sich dafür ein, dass Dolmetscher_innen im Asylverfahren ausgebildet oder mindestens geschult werden.
Seit 2015 gibt es einen vom UNHCR und den Volkschulen Lehrgang fürs Dolmetschen im Asylverfahren.
Weiter setzen wir uns dafür ein, dass Mitarbeiter_innen des Bundesamtes für Asyl und Fremdenwesen, inklusive nichtamtliche Dolmetscher_innen, Schulung im Bereich sexuelle Orientierung und sexuelle Minderheiten erhalten.